Freitag, 17. April 2020

Zusammen Allein

Heute präsentiere ich Euch voller Stolz meinen letzten Song aus meinem 2014-2018 entstandenen Konzeptalbum „Träume Tränen Meer“.




Geschrieben im September 2018 so wie ich alle meine Songs verfasse – aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus, konfuse Gefühle greifbarer zu machen, nach außen zu bringen und mich auf diese Weise davon zu befreien. Bei mir entstehen Text und Melodie immer gleichzeitig, als fertige Pakete, ich begleite mich auf Gitarre oder Klavier. 

 

Zusammen Allein handelt von der inneren Zerrissenheit, eine Beziehung, die nicht gut tut, loslassen zu wollen und doch nicht zu wissen, wie. Sowohl das Ich als auch das Du stecken gemeinsam in einer scheinbar ausweglosen, widersprüchlichen Situation fest. Sie leiden darunter und sind doch nicht zu einer Veränderung fähig oder bereit, was einerseits den äußeren Umständen geschuldet wird und andererseits einer den beiden Protagonisten unerklärlichen Anziehung, ein Spüren des Anderen. So bleibt nur die Hoffnung, dass die Zeit eines Tages die Lösung des Dilemmas bringt.

„Ich denke zurzeit mehr denn je über die Situation nach. Mein Wunsch kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen, ist unüberwindbar stark geworden. Insofern ist es eine riesige Erleichterung, wenn du so klare Worte findest mit einem wunderschönen berührenden Lied von dir ausgedacht und performed. Das ist etwas ganz Besonderes!“

Läufst du noch heute fort,
Wird morgen alles anders sein.
Willst du nicht, dann bleibe dort.
Zusammen sind wir auch allein. 

Bleibt gesund und lasst es Euch gut gehen!
Eure Ena

Dienstag, 14. April 2020

In Corontäne

Jetzt ist es gut ein Jahr her als ich den letzten Post verfasst habe. Wahnsinn, was in einem Jahr alles passieren kann.

Unser vergangenes Jahr war sehr turbulent. Ich hatte zwei Kieferoperationen, mein Großer eine Kiefer-Op und eine Operation am Bein mit seiner (und meiner) ersten Vollnarkose. Mein Jüngster hat sich den selben Zahn mehrmals ausgeschlagen und meine Tochter ist ihrem Kindsein für meinen Geschmack viel zu früh entwachsen. Jeder von uns hat Arztbefunde angehäuft und als ich sie unlängst im passenden Ordner abgelegt habe, wurde mir erst richtig bewusst, wie turbulent nicht nur 2019, sondern die ganzen letzten Jahre waren. Keine Zeit zum Verschnaufen, sondern weitermachen, durchkämpfen, durchbeißen (oder halt dann nur noch Suppe schlürfen), weitermachen.

Zum Glück ist alles gut gegangen. Am heutigen Tage zurückzuschauen und zu sehen, was wir (oder auch ich) alles geschafft haben, macht mich froh, dass alles so gekommen ist, wie es ist.

Ich hab es sogar ein halbes Jahr lang geschafft, nur Farben zu tragen, die meinem Typ entsprechen. Als ich mir endlich wieder erlaubt habe, schwarz zu tragen, war das wie Heimkehren. Im Nachhinein kann ich über diesen Selbstversuch nur lachen. Was ich daraus gelernt habe? Natürlich macht es einen Unterschied, welche Farben man trägt. Gerade als Frau wird man extrem unterschiedlich wahrgenommen, ob man Emanzenschwarz oder Püppirosa trägt. Am Ende zählt aber doch nur, ob man sich wohlfühlt. Ich trage die Kleidung und nicht: die Kleidung trägt mich.

Bild von hier

Zeit. Ein unglaublich wertvolles, spärliches Gut im normalen Alltag.
Allerdings ist normal gerade alles andere als das, was wir, du und ich und die ganze Welt gerade erleben. Covid-19 hält die Erde seit einiger Zeit fest im Griff und die "neue Normalität", wie es in der österreichischen Politik so schön heißt, ist schon fast nicht mehr neu sondern vertraut geworden. Soziale Kontakte sind weitestgehend eingeschränkt, Home Schooling ist DAS neue Ding (an dieser Stelle vielen Dank an all die Vorreiter, die ihr Wissen im Internet so großzügig mit uns Newbies teilen!), jeder versucht seine Position zu finden. Systemrelevant oder nicht. Die einen haben so viel zu tun, dass sie gar nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht. Die anderen - wie ich - haben plötzlich Muße (genau so viel Muße wie man als Alleinerziehende von drei Kindern im Alter von 9-17 eben haben kann ;) ).

Brotbacken: für mich keine neue Sache, aber das Brot wird mit der Übung definitiv schmackhafter.

Wie so oft, wenn man plötzlich Zeit hat, tauchen all die unerledigten kleinen Dinge in einem Selbst an die Oberfläche und beißen. Oder große, längst erledigt geglaubte Dinge, wie in meinem Fall. Ich hab noch gescherzt zu Anfang - solange ich nicht in die Isolation muss, mach ich bei allem mit. Zwei Tage später kam dann die Ankündigung der Ausgangsbeschränkung. Ein Schock für mich. 10 Tage hat es bei mir gedauert mich aus meinem eigenen Sumpf aus Ängsten wieder zu befreien, der sich so unvorbereitet gehoben hat. Wir alle werden oder wurden mit uns selbst konfrontiert, jeder auf seine persönlich schwierige Weise. Ich bin kein Systemromantiker. Ich kann mich nicht hinstellen und sagen, wow, endlich wird es ruhig, beschaulich, endlich fahren weniger Autos, schläft die Industrie, die Delfine kehren in die Häfen zurück. Ich denke an die Menschen, die dadurch unter die Armutsgrenze fallen, die vorher schon in schwierigen Bedingungen waren und nun in eine Situation kommen, die unzumutbar ist, um noch ein Mensch zu sein. Ich denke an die Familien, wo Gewalt eskaliert, auf engstem Raum zusammengepfercht. An Existenzen, die zugrunde gehen. Hier in Österreich fallen wir auf die Butterseite, größtenteils, aber auch hier sieht es nicht für alle so rosig aus. Wenn ich schon das Gefühl habe, dass das Ende der Welt gekommen ist, wie geht es dann anderen? Was wird das mit uns als Gesellschaft machen, dass wir jene zurücklassen, die unserer Hilfe bedürfen? Was macht das mit unseren Kindern?

Auch hier wohnen Kinder. Halten wir gemeinsam durch.

Und ich selbst im HomeOffice mit drei schulpflichtigen Kindern, diese im HomeSchooling zu belernen, während die Lehrer immer mehr und mehr Aufgaben schicken, die die Kinder gar nicht selber zu erfüllen in der Lage sind, mein Großer mit beginnender Augenentzündung, weil er täglich 10-12 Stunden mit Lernaufgaben am PC beschäftigt ist, gleichzeitig unbeschreibliche Ängste aus meiner eigenen Vergangenheit, die mich überschwemmt haben - naja, das ist zum Glück überstanden.

Tolle Anleitung zum Selbernähen von Naehtalente.de

Ich bin jetzt in Kurzarbeit. Und damit, um ehrlich zu mir selbst zu sein, in der Luxusvariante eines systemirrelevanten Arbeiters/Arbeiterin. Ich habe etwas bekommen, dass ich in den letzten Jahren nie hatte: Zeit. Plötzlich. Kann erkennen, dass Home Schooling - wie ich immer vermutet habe - etwas ist, dass mir wahnsinnig viel Spaß macht. Das Arbeitspensum der Schulen hat sich auch auf ein vernünftiges Maß eingependelt - in dieser Krise gilt besonders "Learning by Doing".

Haushalt will auch gelernt sein.

Ich habe meine Kinder um mich. Etwas, das ich bedingungslos genießen kann. Sie sind ja auch schon so groß, dass sie sich durchaus zwischendurch selbst beschäftigen können. Natürlich kein Vergleich mit der Zeit, als sie alle ganz klein waren.

Kinder, sind die groß geworden!!

Meinen drei Brüdern - alle systemrelevante Arbeitskräfte - und ihren Familien geht es gut. Meiner Mama geht es gut. Meine Oma bleibt brav zuhause und lässt es sich gut gehen -  uns geht es gut. Das ist ein Luxus, für den ich unfassbar dankbar bin. Ich sitze zuhause und kann mich dem widmen, was mir am Herzen liegt. Endlich - das erste Mal in über 17 Jahren - hab ich nicht das Gefühl, zu wenig Zeit für meine Kinder zu haben. Es bleibt sogar noch Zeit für mich übrig. Zeit zum Lesen (Frank Yerby - Das Erbe der Bentons), Zeit zum Film schauen (Jim und Jules, All about Eve..), Zeit zum Malen.

Öl auf Leinwand

Zeit, um mein 2018 abgeschlossenes Konzeptalbum anzugehen. Den ersten Song präsentiere ich - stolz - in meinem nächsten Post.

Schaut gut auf Euch! Wenn Ihr alleine seid, seid Ihr mit anderen Themen konfrontiert, als wenn Ihr Euch um jemanden kümmern müsst. Ob Ihr arbeitet  oder zuhause seid - das alles macht einen wesentlichen Unterschied. Das Wichtigste ist, nicht zu vergessen, dass man beim Wohl aller Beteiligten auch selbst dazu gehört.

Tolles neues Brotrezept von TR - die Kinder lieben es - danke nochmal!

Das Wichtigste in meinem Leben, das sind die Menschen, Ihr seid das. Ich wünsche mir, dass wir uns alle wohlbehalten wiedersehen, wenn das Ganze hier vorbei ist. Dass wir uns in den Arm nehmen, gemeinsam trauern und lachen, genauso wie davor.

In diesem Sinne,
Eure Ena



Montag, 15. April 2019

Farbe bekennen

Das mit den guten Vorsätzen ist so eine Sache, wir wissen das alle. Darum nehme ich mir schon seit vielen Jahren zu Silvester nichts mehr vor. Dieses Jahr hatte ich aber das Bedürfnis. Mein einziger Vorsatz lautete: Mehr auf meinem Blog zu posten. 

Was soll ich sagen. Es ist bereits April und dies wird mein erster Post. 

Soviel zum Thema Vorsätze...


Ich habe beschlossen, kein Schwarz mehr zu tragen. 

Im August 2014 – meinem höchstpersönlichen Tiefstpunkt – habe ich entschieden, mich ein Jahr lang in der Trauerfarbe schwarz zu kleiden, um dem Verlust meines Geschwisters optisch einen Raum zu geben. Aus einem Jahr sind dann viereinhalb Jahre geworden. (Hier hab ich einen schönen Artikel zu dem Thema gefunden.)


Ich habe es geliebt, schwarz zu tragen. Aber trotzdem hatte ich seit meiner Kieferoperation im Februar ganz stark das Bedürfnis, etwas zu verändern.




Ich habe mich entschieden, nur noch die Farben und Stile zu tragen, die zu meinem Typ passen. Da ich ein Sommertyp bin, passt schwarz farblich gar nicht. 



Ich war gespannt herauszufinden, wie stark ich von der Farbe der Kleidung, die ich trage, beeinflusst werde. Nachdem jede Farbe auf physikalischer Ebene unterschiedliche Schwingungen hat, werden dadurch verschiedene Bereiche im Gehirn angesprochen. Ich weiß aus der Kunst, dass Farben ganz bestimmte Wirkungen auf die Seele haben und dass hier sogar schon Nuancen Unterschiede machen können. 

Ein Sonnenuntergang...
...und meine künstlerische Umsetzung.
Meine bisherigen Basisfarben schwarz und braun sollten abgelöst werden durch navy und grau. Cremeweiß, blau, türkis, rosa und pink dienen als Ergänzung dieser beiden Farben. Die einzige Ausnahme bilden meine Accessoires wie Gürtel, Taschen, Schuhe und Lederjacken. Diese kann ich nicht ersetzen, sind aber auch nicht wegzudenken. Und meine zwei Retrostücke – die 70er Jahre Weste und rostbraune Cordhose - bleiben auch, weil es mein Lieblingsoutfit ist. 



Am meisten Spaß gemacht hat mir das Planen der neuen Garderobe. Ich liebäugle schon lange mit einer Capsual Wardrobe, relativ schnell wurde mir aber klar, dass das nichts für mich ist. Endgültig wird mein Schrank ca. 130 Teile umfassen, Unterwäsche, Socken, Schuhe und Accessoires nicht mitgerechnet. Es liegt unter anderem auch daran, dass ich beruflich und privat sehr unterschiedlich gekleidet bin. Und ich liebe Mode und Mode machen.

Tagelang habe ich durch meine Schnittmusterhefte geblättert und schließlich folgende Schnitte ausgewählt:


Burda passt mir einfach am besten.
Mein Stoffregal musste umsortiert werden. Da fiel mir auch auf, dass eindeutig blau fehlte. Graue Stoffe mit Stretch auch. Vielleicht auch das ein oder andere Streichelstöffchen. Ich war so lange in keinem Stoffgeschäft mehr, weil ich ja meine alten Stoffe verbrauchen wollte, dass ich mich beim Einkaufen gefühlt habe, als würde ich nach Ewigkeiten endlich wieder nach Hause kommen. Regal um Regal vollgeladen mit Stoffen, zwischen den Ballen herumstreifen, die verschiedenen Qualitäten zwischen den Fingern spüren und den typischen Geruch riechen, während alle Geräusche entfernt und gedämpft klingen, dann meterweise Schätze nach Hause bringen... Ich liebe dieses Hobby. 

Anschließend sind sehr viele schwarze Lieblingsstücke in zwei große Kisten gewandert und ich habe angefangen zu nähen.

Recycling meiner zerfetzten Lieblingsjean.
T-Shirt-Schnitt nach Burda
T-Shirt nach Burda
Blazer Burda 4/07, Modell 117
Hose: Burda 4/07, Modell 120, Blazer und T-Shirt nach Burda
Schnittmuster Else, Rückenabnäher eingefügt
Stoff von Rebecca Reck art 
Blazer: Burda 4/07, Modell 117

Rock-Recycling

Zwischendurch fröne ich der Malerei, so ist dieses Bild für mein Büro entstanden:

Wald im Nebel
Auch die Kinder waren fleißig. Meine Tochter hat diesen wunderschönen Vorhang aus Stoffresten geknüpft, mein Jüngster war als Angler im Fasching in der Schule und wir haben sehr viel Lego gespielt und sogar eine kleine Stadt gebaut. Ausflüge dürfen natürlich auch nicht fehlen.







Eure Ena


PS: Liebe Mia, ich hab den Text geändert, aber ich hab das Original noch, wenn es dich interessiert. Dickes Bussi Ena

Freitag, 16. November 2018

Fotosession in Schönbrunn

Heute habe ich mir Zeit genommen, um mein Projekt "Fotografieren mit 50mm" weiter zu verfolgen.

Zeit ist mein größter Luxus und ich habe den zweistündigen Ausflug so ganz alleine ohne Verpflichtungen wirklich sehr genossen.

Eiskalte Morgenluft:


Das Palmenhaus hat Frost an den Scheiben.


Einfach mal in Ruhe den richtigen Fokus setzen im eigenen Tempo.


Krähen beim Mundraub beobachten.


Tuchfühlung mit einem Eichhörnchen.


Die Farben der Natur bewundern.


Statuenporträt


Perspektivenwechsel


Der Weg ist das Ziel.


Ein geheimer Pfad


Ich hab mich getraut, etwas Neues auszuprobieren. Nämlich Selbstporträts. Es hat ein wenig gedauert, bis ich die optimale Vorgehensweise herausgefunden habe. Dadurch, dass die Festbrennweite keine Zoomfunktion hat, ist man bei der Wahl der Orte im Freien etwas eingeschränkt. Zusätzlich ist man an einem Touristenmagnet wie der Gloriette auch nie alleine. Ein seltsames Gefühl vor meiner laut klackernden Kamera einsam zu posieren, während die Touristen grinsend an mir vorbei gehen. Auch eine Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. ;)


Da meine Kamera so alt ist, kann ich sie nicht über eine Handyapp fernsteuern, sondern laufe oldschool hin und her. Dabei leidet dann ein wenig die entspannte Haltung.
Es war witzig einmal Fotograf und Model gleichzeitig zu sein. Man muss viel mehr bedenken. Abgesehen von den technischen Komponenten geht es darum so schnell wie möglich an den richtigen Fokuspunkt zu laufen ohne beim Abdrücken die Kamera zu verschieben, sich elegant zu positionieren und dann einen Gesichtsausdruck zu machen, der nicht völlig verplant wirkt, so wie dieser:


Dann hat mich eine Läuferin "erwischt" und mich angelächelt. Das erste authentische Foto:


Dabei ist mir wieder einmal aufgefallen, mit anderen Menschen ist es einfach lebendiger.

Mit ein bisschen mehr Ruhe an einem abgelegenen Wegstück gelangen auch noch ein paar nette Fotos:


Fazit: Selbstporträts sind eine schöne Selfie-Alternative und eine gute Gelegenheit sich mit den eigenen Schamgefühlen zu versöhnen. ;)


Ich wünsch euch einen schönen Tag!
Eure Ena