Die Kinder sitzen einträchtig im Wohnzimmer und spielen.
Mein Jüngster mit seinem Lego, meine Tochter mit ihren Monster-High-Puppen. Da
sagt sie plötzlich: „Mama, ich hab leider nur Frauen! Ich kann gar nicht
richtig spielen ohne Mann. Die Puppen wollen sich doch auch einmal verlieben!“
Ja, das kann ich nachvollziehen. Mein Vorschlag: Wir ziehen das
Geburtstagsgeschenk vor (bis Dezember ist es noch so lang) und kaufen einen
Mann für die Damenrunde. Außerdem möchte ich noch Leinwände besorgen, für meine
nächsten Projekte. Um den Jüngsten zu ködern, verspreche ich ihm auch ein
vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Bis Jänner ist es sogar noch länger.
Also, auf geht’s.
Erste Station: Papierhandlung. Dort gibt es diese Puppen,
allerdings keine Männer. Leinwände haben sie auch, aber den Kauf verschiebe ich
auf später. Ich brauche ganz große, 60x100 und 80x80 cm, die will ich aber
nicht herumtragen.
Nächste Station: Spielzeuggeschäft. Dort ist es noch ärger,
die haben diese Puppen nämlich gar nicht mehr im Sortiment. „Papiergeschäft“
empfiehlt die Verkäuferin. „Die haben leider keine Männer“, sag ich. „Kein
Wunder“, meint sie. „Auf 36 Puppen gibt es nur einen Mann.“ „Wie im echten
Leben“, lache ich. Sie lacht auch und stimmt mir zu. Ich habe vollkommen Recht
damit, sagt sie.
Also gut, dann bleibt uns nur über, zum nächsten größeren
Spielzeugfachgeschäft zu pilgern. Eine kleine Weltreise mit Autobus und Ubahn
und wir landen bei einem wunderbaren kleinen öffentlichen Klettergarten, den
ich von meinem Weg in die Arbeit kenne. Die zwei Kinder sind auch sehr begeistert. Die
Sonne scheint, ein Lüftchen weht, sie klettern und ich sehe ihnen dabei zu.
Leider kann ich nicht mitmachen, die geprellte Rippe von meinem
Fahrradsturz am Dienstag erreicht den Höhepunkt des Schmerzpegels. Ich
hoffe es zumindest, langsam wird es wirklich unangenehm und von mir aus darf es
jetzt wieder besser werden.
Ich genieße diese Idylle. Die Kinder sind selig, erproben
ihre Fähigkeiten und sind mit sich und der Welt im Einklang. Wunderbares
Stadtleben denk ich mir da. Wie der Alltag zum Abenteuer-Urlaub wird.
Als der Hunger größer wird, reisen wir weiter. Wir holen uns
eine Kleinigkeit zu essen und treffen in dem großen Spielzeuggeschäft ein.
Leider ist die Auswahl an Männern stark begrenzt. Es gibt die Luxus-Variante,
aber da bekommt man gleich eine passende Partnerin mit im Paket. Frauen haben
wir aber eh schon genug. Also bleibt nur das preislich reduzierte Exemplar im
Rollstuhl, ohne Beine, dafür mit Flosse. Ein Meerjungmann sozusagen. „Die
Gesichtsfarbe passt aber nicht zum Körper“, stellt die Tochter fest. Wahrscheinlich ist er deshalb preislich herabgesetzt. Dafür hat
er ein hübsches Gesicht. Allzu wählerisch kann man nicht sein bei einem
Verhältnis von 1:35. Wir kaufen den Fischmann, die passende Fischfrau wartet
schon zuhause. Die Entscheidung für das Lego des Jüngsten ist ebenso schnell
und zielsicher gefällt. Keiner möchte die spendable Laune der Mutter verpassen.
Am Rückweg schlägt Töchterlein vor, einen anderen Autobus zu
nehmen. Und wie der Zufall es will, bringt er uns noch schneller nach Hause als
wir her gefahren sind. Schnell noch die Leinwände besorgt und Milch für das
Frühstück morgen und dann heim, die neuen Spielsachen ausprobieren.
Ich muss immer wieder schmunzeln. Ich bin überzeugt davon,
dass die Menschen, die uns begegnen im Leben, und die Geschichten, die wir
erleben, nicht zufällig sind. Die Lektionen des heutigen Tages amüsieren mich
jedenfalls. Am besten gefällt mir: Der Weg ist das Ziel.
Jüngster: „Kann dein Mann mit meinem Legoroboter dann
kämpfen, wenn ich ihn fertiggebaut habe?“
Tochter: „Wie soll er kämpfen? Mit der Flosse Watschen
geben?“
Ich brech nieder vor Lachen.
Einen wunderschönen Tag euch!
Eure Ena
So herzlich gelacht hab ich schon lange nicht mehr bei einem Blogpost,dass sogar meine Kinder mitlachen mussten, also über den Flossenmann! Du hast das so erfrischend geschrieben!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Silvia
Danke für dein Feedback!! Ich freu mich sehr, dass ich euch zum Lachen bringen konnte! :) Liebe Grüße Ena
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